Mittwoch, 20. April 2011

ein schnellschuss

Heiß und stickig, kein Lüftchen weht. Die Jalousien sind unten, die Dachrinde zerfällt in ihre Einzelteile. Braun und rostig wirkt das ehemalige Edelmetall. Ich beobachte den blauen Himmel, vor dem sich das Haus als ein solches ergibt. Von Weiten, dachte ich, wäre es kein Haus, sondern eher etwas Unbekanntes, etwas, was ich zuvor noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Umso näher ich kam, wurden die Konturen deutlicher. Der Nebel verschwand. Ich ging noch näher ran. Dann ergab sich die ganze Schönheit dieses Hauses. An jedem Einschussloch, an jeder Stelle wuchs Moos. Am Dach, in der kaputten Rinne, hatten die Vögel ihr Nest errichtet. Auf den Ziegeln saßen Krähen. Ich stand nun da. Ein Zaun, den ich von der Ferne nicht erkannte, errichtete sich vor mir. Meine Hände umgriffen das alte Metall des Zaunes. Dabei splitterte der Lack ab, bohrte sich in meine Haut und ich blutete. Es störte nicht. Ich merkte, wie schön ich dieses Haus befand. Es glich einem Schloss, dass drohte, zur Ruine zu werden.

Nun stand ich da vor dieser Pracht. Ich war verletzt. Der Zaun war so groß wie eine unendliche Mauer, die bis zum Himmel ragte, ich konnte nicht drüber klettern, ich konnte dieses Haus einfach nicht erreichen. Ich konnte es nur aus der Distanz betrachten. Verzweiflung machte sich in mir breit.

Ich blieb stehen. Lethargisch und voller Apathie.

Dann ging ich.

"the early bird catches the worm" by Oliver Rath


Dienstag, 19. April 2011

ich liebe - nein tu' ich nicht.

Irgendwie legt sich alles. Der Kopf, die Beine, der Rücken. Du hörst es Stöhnen. Es steht ein Weinglas auf dem Tisch. Es hat einen Kratzer und ist etwas dreckig. Du willst es nicht abwaschen- du kannst es nicht. Keine Zeit, zu gehen.

Du sagst dir, dass es aufhören soll. Doch es holt dich immer wieder ein, weil du nicht willst, dass es fortgeht. Du willst es einfach nicht. Du springst in die Luft, dann schlägst du deine Hände vor dem Kopf, weil du nichts mehr sehen willst. Du bist traurig, verzweifelst. Willst etwas sehen, siehst nichts. Weil du Angst hast etwas zu sehen.

"Komm, geh sterben", sagt eine Stimme im Gehirn, die sich immer wieder tiefer und tiefer reinbohrt. Du kommst zu dem Schluss, dass Verlieben die größte Scheiße der Menschheit ist und verliebst dich dennoch.

Ach Geh
Einfach.

Und komm wieder.

Montag, 18. April 2011

kotze.

Er fickt dich, schreist weiter. Wenn alle Menschen auf Wiederkehr der alten Gewohnheiten hoffen, wie können sie dann glauben, dass das Leben eine einzige Farce ist. Ich dreh durch, reiße Bäume aus. Kack in die Luft. Es ist verflixt. Weshalb habe ich mich verliebt? Weshalb? Ich bin glücklich, dacht ich. Sonst immer? Und nun? Nun dreht sich der Bürostuhl, kippt nach vorne um. Bleibt liegen. Zeit haut dir den Boden weg, haut dir in die Fresse. Fuck off. Eigentlich will ich zurück. Nein, STOP. Doch nicht. Es geht weiter. Wie konnte ich naiv sein und glauben, es hält für ewig? Wieso? Weil das Leben die einzige Kotze ist, die man nicht aufwischen kann. Deswegen. Antworten geben keinen Grund, Dinge zu ändern. Dinge zu verändern. Antworten geben dir die Einsicht, es besser zu machen. Aber verändern? Nein! Da müsste schon mehr passieren, als nur so  ein stummelloses >>Fick dich<<. Aber was soll’s? Ich lebe weiter. Kacke weiter. Hat jemand eigentlich schon mal drüber philosophiert, wieso es immer mindestens zwei Wörter für eine Bedeutung gibt: Kacke und Scheiße zum Beispiel. Ich könnte stundenlang drüber nachdenken, genauso wie die Wendeschleife bei der Tram. Wie geht das? Irgendwo soll ein Rundell sein, damit die Straßenbahn wieder so rausfahren kann, wie sie reingefahren ist? Wie Kacken, nur rückwärts. Ich lebe unter einer Glasglocke. Er fickt jetzt mich. Angekommen. Die Eichel: Rot und Geschwollen. Sieht aus wie ein Besen. Was soll’s? Er fickt weiter. Ja, es ist Berlin.

by Oliver Rath