Mittwoch, 20. April 2011

ein schnellschuss

Heiß und stickig, kein Lüftchen weht. Die Jalousien sind unten, die Dachrinde zerfällt in ihre Einzelteile. Braun und rostig wirkt das ehemalige Edelmetall. Ich beobachte den blauen Himmel, vor dem sich das Haus als ein solches ergibt. Von Weiten, dachte ich, wäre es kein Haus, sondern eher etwas Unbekanntes, etwas, was ich zuvor noch nie in meinem Leben gesehen hatte.

Umso näher ich kam, wurden die Konturen deutlicher. Der Nebel verschwand. Ich ging noch näher ran. Dann ergab sich die ganze Schönheit dieses Hauses. An jedem Einschussloch, an jeder Stelle wuchs Moos. Am Dach, in der kaputten Rinne, hatten die Vögel ihr Nest errichtet. Auf den Ziegeln saßen Krähen. Ich stand nun da. Ein Zaun, den ich von der Ferne nicht erkannte, errichtete sich vor mir. Meine Hände umgriffen das alte Metall des Zaunes. Dabei splitterte der Lack ab, bohrte sich in meine Haut und ich blutete. Es störte nicht. Ich merkte, wie schön ich dieses Haus befand. Es glich einem Schloss, dass drohte, zur Ruine zu werden.

Nun stand ich da vor dieser Pracht. Ich war verletzt. Der Zaun war so groß wie eine unendliche Mauer, die bis zum Himmel ragte, ich konnte nicht drüber klettern, ich konnte dieses Haus einfach nicht erreichen. Ich konnte es nur aus der Distanz betrachten. Verzweiflung machte sich in mir breit.

Ich blieb stehen. Lethargisch und voller Apathie.

Dann ging ich.

"the early bird catches the worm" by Oliver Rath


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